Der Ort Weischütz
Hier spricht der Ortschronist
Lassen Sie sich einladen zu einem historischen Rundgang durch das Winzerdorf Weischütz! Wir beginnen unseren Weg an der
Unstrut. Hier führte in alter Zeit eine Furt durch den Fluss,
später gab es eine Fähre und seit 1961 die Fußgängerbrücke.
Der Weg Laucha – Zscheiplitz trennt das Dorf in zwei Bereiche, links liegt das eigentliche Dorf, rechts der Gutsbezirk.
Wir wenden uns zunächst dem Dorf zu. Die Besiedlung der Ortslage lässt sich anhand zahlreicher archäologischer Funde bis in die Bronzezeit zurückverfolgen.
Die Gründung des Dorfes erfolgte durch slawische Siedler im 7./8. Jahrhundert. Der Ortsname wird abgeleitet vom slawischen vysec, was Ausbau oder Rodung bedeutet. Die Anordnung der Gehöfte um einen zentralen Platz ist eine typische slawische Siedlungsform (slawischer Rundling).
Im frühen Mittelalter gehörte Weischütz zum Besitz der Thüringer Landgrafen.
Urkundlich wird Wishiz erstmals 1268 in Zusammenhang mit dem Thüringer Erbfolgekrieg erwähnt.
Über das frühere Aussehen des Dorfes sind uns Informationen aus verschiedenen Urkunden überliefert.
Das Lehnsbuch Friedrich des Strengen von 1349/50 registriert für Weischütz 30 Hauswirte (vgl. in Zscheiplitz 12, in Kleinjena 8).
Ein Lehnsbrief von 1468 berichtet u.a. über ein Backhaus im Dorfe. 1492 wird eine Kretscham (altsorbisch für Schenke / Gerichtshof) erwähnt. Im genannten Lehnsbrief werden auch Weinberge und eine Fischerei genannt. Die Gerichtsbarkeit lag in den Händen der Rittergutsbesitzer. Die älteste bildliche Darstellung von Weischütz stammt aus dem Jahr 1626/29. Sie zeigt Dorf, Rittergut und Kirche umgeben von einer gemeinsamen Palisadenbefestigung.
Der Weg Laucha – Zscheiplitz trennt das Dorf in zwei Bereiche, links liegt das eigentliche Dorf, rechts der Gutsbezirk.
Wir wenden uns zunächst dem Dorf zu. Die Besiedlung der Ortslage lässt sich anhand zahlreicher archäologischer Funde bis in die Bronzezeit zurückverfolgen.
Die Gründung des Dorfes erfolgte durch slawische Siedler im 7./8. Jahrhundert. Der Ortsname wird abgeleitet vom slawischen vysec, was Ausbau oder Rodung bedeutet. Die Anordnung der Gehöfte um einen zentralen Platz ist eine typische slawische Siedlungsform (slawischer Rundling).
Im frühen Mittelalter gehörte Weischütz zum Besitz der Thüringer Landgrafen.
Urkundlich wird Wishiz erstmals 1268 in Zusammenhang mit dem Thüringer Erbfolgekrieg erwähnt.
Über das frühere Aussehen des Dorfes sind uns Informationen aus verschiedenen Urkunden überliefert.
Das Lehnsbuch Friedrich des Strengen von 1349/50 registriert für Weischütz 30 Hauswirte (vgl. in Zscheiplitz 12, in Kleinjena 8).
Ein Lehnsbrief von 1468 berichtet u.a. über ein Backhaus im Dorfe. 1492 wird eine Kretscham (altsorbisch für Schenke / Gerichtshof) erwähnt. Im genannten Lehnsbrief werden auch Weinberge und eine Fischerei genannt. Die Gerichtsbarkeit lag in den Händen der Rittergutsbesitzer. Die älteste bildliche Darstellung von Weischütz stammt aus dem Jahr 1626/29. Sie zeigt Dorf, Rittergut und Kirche umgeben von einer gemeinsamen Palisadenbefestigung.
Ansicht von Weischütz (im
Vordergrund) 1626/29 vom sächsischen Hofmaler Wilhelm Dilich
Verschiedene Einwohnerlisten des
18/19.Jahrhunderts geben die Zahl der Bauernwirtschaften mit ca.
20 Gehöften an. Wir umrunden nun die frisch gepflanzte Dorflinde,
gehen zurück zur Straße und wenden uns dem Gutsbezirk zu. Das
Rittergut ist eigentlich ein sehr großer Vier-Seiten-Hof, was
durch verschiedene Umbauten und Abrisse in jüngerer Zeit nicht
ohne weiteres zu erkennen ist. Dominierend ist das Gutshaus,
dessen Kernbau in der Zeit zwischen 1350/1380 entstand. Das erste
nachweisbare Adelsgeschlecht sind die Ritter von Kannawurf, die
1349/50 Weischütz vom Markgrafen von Meißen als Lehen erhielten.
Einen Rittersitz gab es zu dieser Zeit allerdings noch nicht. Den
Kannawurfs folgten die Herren von Rockhausen. Diese Adelsfamilie
hatte im Saale-Unstrut-Gebiet umfangreiche Besitzungen. Sie waren
Burgmannen auf der Neuenburg und gelten als Gründer des
Rittersitzes Weischütz. Wir nehmen einen Standort vor dem Gutshaus
ein. Von hier lässt sich die historische Entwicklung gut
nachvollziehen. Der hellere Kernbau des Hauses hat 3 abgerundete
Gebäude-Ecken. Die 4. Ecke in Nordosten ist scharfkantig. Hier
hatte der ursprüngliche Bau vermutlich einen Turm. Der Anbau links
mit der erhaltenen Schlüsselloch-Schießscharte steht im
Zusammenhang mit der nächsten Adelsfamilie, den Thünas. Das
Geschlecht war ansässig in Thüringen, im Vogtland, Franken und
Sachsen. Weischütz gehörte zu einem ihrer wichtigen Besitzungen.
Sie hatten das Rittergut über 150 Jahre, von 1468 bis 1622, inne.
Unter Hans III. von Thüna erfolgte 1601 ein Umbau des Gutshauses.
Dargestellt ist dieses neue Gebäude auf der bereits erwähnten
Federzeichnung des Wilhelm Dillich 1626/29. Den Grabstein des Hans
von Thüna und seiner Frau Maria von Wiehe finden wir restauriert
links neben dem Gutshaus. Nach dem Erlöschen der Weischützer
Thüna-Linie wechselte das Gut mehrfach den Besitzer. Durch Heirat
ging es zunächst an den wettinischen Beamten Georg von Nißmitz.
1702 wurde es an die Familie von Bünau verkauft. Zu nennen ist
noch der Weimarische Hof-und Regierungsrat Johann Georg Leberecht
von Wilke. Unter ihm erfolgte um 1770 ein erneuter Umbau. Das
Fachwerk des Obergeschosses wurde durch einen Steinbau ersetzt und
der südliche Wohnflügel auf altem Mauerwerk ergänzt. Frau Eleonora
von Wilke verkaufte 1796 an den Sangerhäuser Ratmann August
Wilhelm Leyser. Dessen Schwiegersohn war der Freyburger
Superindendent Polycarpus Keil, von dem hier im Zusammenhang mit
dem Kirchenumbau 1804 noch einmal die Rede sein wird. Zu erwähnen
ist der Gutsbesitzer Lüttich auf Leimbach, der Weischütz 1845/46
für seine Tochter Emma und deren Mann Albert Moritz von Streit
erwarb. Zu den Nachfahren dieser Familie kommen wir auch noch
einmal zurück.
Das Rittergut um 1900
Die heutige Gestalt mit dem
historisierenden Erker erhielt das Gutshaus 1913. Der Auftraggeber
war der damalige Besitzer Alfred Jacob. 1932 erwarb die Witwe
eines Dessauer Industriellen, Frau Aurelie Polysius das Gut. Sie
verließ Weischütz 1945. Die Nachfahren leben heute in München. In
der DDR-Zeit wurde das Haus genutzt als Wohnraum, als
Gemeindeverwaltung und Versammlungsraum. Der Kindergarten, das
Arztzimmer und zeitweilig eine Verkaufsstelle waren ebenfalls hier
untergebracht. 1993 kauften Dr. Wissel‘d Arrest und seine Frau das
Gut von der Treuhandanstalt. Frau Dr. Wissel war eine Nachfahrin
der Familie von Streit, die bereits erwähnt wurde. Das
Tierarztehepaar aus Darmstadt richtete ein Weingut mit Kelterei
und 10 ha Rebfläche ein. Seit 2011 ist Familie Hirsekorn Besitzer
des Gutshauses.
Wir gehen nun zurück auf die Dorfstraße. Linkerhand, noch auf dem Gutsgelände, befindet sich eine Grünfläche mit Nadelgehölzen. Hier stand früher die Brauerei des Gutes. Vor uns sehen wir die Dorfkirche, den nächsten historischen Ort auf unserem Rundgang. Sie ist das älteste Gebäude im Ort. Die ist eine romanische Chorturmkirche mit dem Turm im Osten. Eine genaue Datierung der Gründung liegt nicht vor. Sie entstand in romanischer Zeit in zwei Bauphasen. An einem ursprünglichen Langhaus wurde später der Turm angebaut. Dendrochronologische Untersuchungen der Balken in der Glockenstube ergaben eine Zeit um 1280. Zu unserer geschichtlichen Betrachtung wählen wir einen Standort vor der südlichen Kirchenwand auf dem Friedhof. Von hier lässt sich, ähnlich wie beim Gutshaus, die Baugeschichte am besten erkennen. Wir sehen –zugemauert- den ursprünglichen Eingang und ein romanisches Fenster aus der Gründungszeit. Daneben, ebenfalls zugemauert, ein gotisches Spitzbogenfenster. Die Dendrochronologie datiert den kompletten Dachstuhl des Kirchenschiffes auf die Zeit um 1410. Man kann davon ausgehen, dass hier das romanische Dach um ca. 60 cm angehoben wurde. Ein Grundgedanke der Gotik ist, möglichst viel Licht in den Kirchenraum zu bringen („Gott ist Licht“). Ein Vergleich der Größe der gotischen mit dem romanischen Fenster bestätigt diesen Grundsatz. Ein für die Weischützer Kirche wichtiges Datum ist das Jahr 1481. Hier wurde aus der Filiale der Zeddenbacher Kirche die „Mutter und rechte Pfarre“, also eine Hauptkirche. In der darüber ausgefertigten Urkunde ist u.a. ein Nicolas Krumphols, Erzpriester des Osterbanns, erwähnt. (Der Osterbann ist ein kirchlicher Verwaltungsbezirk im Bistum Halberstadt) Die letzte große Veränderung an der Kirche erfolgte 1804. Auf Veranlassung des bereits erwähnten Freyburger Superintendenten Polycarpus Keil wurden die klassizistischen Fenster eingesetzt und die Inneneinrichtung erneuert. Bevor wir den Innenraum betreten, noch schnell einen Blick zum Turm. An der Südseite fällt eine Mauerkerbe auf. Hier befand sich ein hölzerner Anbau. Diese Räumlichkeit hatte mehrere Funktionen, sie diente als Notunterkunft für Pilger oder auch als Lager für Kirchengerät. Unter dem klassizistischen Fenster im Turm befindet sich -wieder einmal zugemauert- ein Hagioskop. Dieser Mauerdurchbruch, auch Lepraspalte genannt, diente dazu, dass Kranke, die nicht unmittelbar am Gottesdienst teilnehmen durften, das Geschehen am Altar verfolgen konnten. An der Ostseite des Turmes fällt ein rätselhafter Stein mit vier kreisrunden öffnungen auf. Es gibt für seine Deutung verschiedene Theorien, die noch näher untersucht werden müssen.
Wir gehen nun zurück auf die Dorfstraße. Linkerhand, noch auf dem Gutsgelände, befindet sich eine Grünfläche mit Nadelgehölzen. Hier stand früher die Brauerei des Gutes. Vor uns sehen wir die Dorfkirche, den nächsten historischen Ort auf unserem Rundgang. Sie ist das älteste Gebäude im Ort. Die ist eine romanische Chorturmkirche mit dem Turm im Osten. Eine genaue Datierung der Gründung liegt nicht vor. Sie entstand in romanischer Zeit in zwei Bauphasen. An einem ursprünglichen Langhaus wurde später der Turm angebaut. Dendrochronologische Untersuchungen der Balken in der Glockenstube ergaben eine Zeit um 1280. Zu unserer geschichtlichen Betrachtung wählen wir einen Standort vor der südlichen Kirchenwand auf dem Friedhof. Von hier lässt sich, ähnlich wie beim Gutshaus, die Baugeschichte am besten erkennen. Wir sehen –zugemauert- den ursprünglichen Eingang und ein romanisches Fenster aus der Gründungszeit. Daneben, ebenfalls zugemauert, ein gotisches Spitzbogenfenster. Die Dendrochronologie datiert den kompletten Dachstuhl des Kirchenschiffes auf die Zeit um 1410. Man kann davon ausgehen, dass hier das romanische Dach um ca. 60 cm angehoben wurde. Ein Grundgedanke der Gotik ist, möglichst viel Licht in den Kirchenraum zu bringen („Gott ist Licht“). Ein Vergleich der Größe der gotischen mit dem romanischen Fenster bestätigt diesen Grundsatz. Ein für die Weischützer Kirche wichtiges Datum ist das Jahr 1481. Hier wurde aus der Filiale der Zeddenbacher Kirche die „Mutter und rechte Pfarre“, also eine Hauptkirche. In der darüber ausgefertigten Urkunde ist u.a. ein Nicolas Krumphols, Erzpriester des Osterbanns, erwähnt. (Der Osterbann ist ein kirchlicher Verwaltungsbezirk im Bistum Halberstadt) Die letzte große Veränderung an der Kirche erfolgte 1804. Auf Veranlassung des bereits erwähnten Freyburger Superintendenten Polycarpus Keil wurden die klassizistischen Fenster eingesetzt und die Inneneinrichtung erneuert. Bevor wir den Innenraum betreten, noch schnell einen Blick zum Turm. An der Südseite fällt eine Mauerkerbe auf. Hier befand sich ein hölzerner Anbau. Diese Räumlichkeit hatte mehrere Funktionen, sie diente als Notunterkunft für Pilger oder auch als Lager für Kirchengerät. Unter dem klassizistischen Fenster im Turm befindet sich -wieder einmal zugemauert- ein Hagioskop. Dieser Mauerdurchbruch, auch Lepraspalte genannt, diente dazu, dass Kranke, die nicht unmittelbar am Gottesdienst teilnehmen durften, das Geschehen am Altar verfolgen konnten. An der Ostseite des Turmes fällt ein rätselhafter Stein mit vier kreisrunden öffnungen auf. Es gibt für seine Deutung verschiedene Theorien, die noch näher untersucht werden müssen.
Die Weischützer Kirche von Süden
Nun betreten wir den Innenraum.
Seit 2001 besteht das Projekt Offene Kirche – der Besucher muss
nicht nach einem Schlüssel fragen. Die Inneneinrichtung ist streng
klassizistisch. Sie entstand in der Umbauphase 1804. Der Altar ist
ein Kanzelaltar, die Empore links die Patronatsloge. Die im
Kirchenschiff hängende Christusfigur ist eine afrikanische Arbeit,
sie stammt aus Uganda. Auf dem Turm hängt ein Geläut aus 3
Glocken. Die älteste, eine gotische Bronzeglocke aus dem Jahr
1325, zeigt an der Schulter 5 vierpassförmige Medaillons, das
Weltgericht darstellend. Ein 6. Medaillon ist kreisförmig und
stellt die Auferstehung Christi aus dem Grabe dar. Die beiden
anderen Glocken sind aus Eisenhartguss und wurden 1928 von Fa.
Schilling und Lättermann gegossen. Aus jüngerer Vergangenheit ist
die Renovierung in den 80 und 90er Jahren des vergangenen
Jahrhunderts zu erwähnen. Die Kirche stand 1979 kurz vor dem
Einsturz. Einwohner des Ortes haben sie in mehreren Bauphasen
restauriert und zu einem ansprechenden Gotteshaus gestaltet. Wir
verlassen die Kirche. Das Gebäude links war das ehemalige
Pfarrhaus, 1815 erbaut. Der letzte Weischützer Pfarrer starb 1903,
seitdem wird Weischütz vom Lauchaer Pfarrer betreut. An der Linde
vor der Kirche wenden wir uns nach rechts. Wir kommen vorbei am
ehemaligen Schulgebäude. Die Dorfschule wurde 1963 geschlossen.
Das Haus wird heute als Dorfgemeinschaftshaus genutzt, betrieben
vom Verein Unstrut-Freunde Weischütz e.V.. Die Dorfstraße trifft
nun auf die Kreisstraße K 2250, wir wenden uns Richtung Freyburg.
Rechterhand taucht das Feuerwehrgebäude auf. Früher war das ein
Wirtschaftsgebäude der LPG Weischütz. Er gab in der DDR-Zeit zwei
Genossenschaften: - LPG Typ1 „Nüssenberg“ : hier waren die
Weischützer Bauern zusammengefasst - LPG Typ3 „Freier Bauer“ :
hier hatten sich die Neubauern und ehemalige Gutsarbeiter
vereinigt. Vor uns taucht das Ortsausgangsschild auf. Es ist jetzt
die Zeit für eine Entscheidung, die jeder Wanderer treffen muss: -
nach links in die "Kleine Hütte" einkehren und die Weischützer
Dorfgeschichte bei selbst gebackenem Kuchen oder einem Glas Wein
noch einmal überdenken - oder gleich nach Zscheiplitz weiter
wandern
PS: Der geschichtliche Rundgang ist kein wissenschaftlicher Aufsatz, auf Quellenangaben wurde hier verzichtet. Viele Informationen, speziell über das Rittergut sind dem Beitrag von Joachim Säckl: “Zur Geschichte des Rittersitzes und Herrenhauses in Weischütz / Unstrut“ entnommen. Dafür herzlichen Dank!
PS: Der geschichtliche Rundgang ist kein wissenschaftlicher Aufsatz, auf Quellenangaben wurde hier verzichtet. Viele Informationen, speziell über das Rittergut sind dem Beitrag von Joachim Säckl: “Zur Geschichte des Rittersitzes und Herrenhauses in Weischütz / Unstrut“ entnommen. Dafür herzlichen Dank!